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Leben mit Demenz

Beispiel aus der Freiwilligenarbeit

Zwei Frauen sitzen auf einem Sofa im Wohnzimer und lächeln in die Kamera.

„Ein echter Schatz“ ist die Freiwillige Ellen Saftig-Perder (rechts) für Monika Lebek-Fichtner, die mit Demenz lebt.

Mit allen Kräften wehrt sich Monika Lebek-Fichtner gegen das Fortschreiten ihrer Demenz. Noch kann die ehemalige Psychotherapeutin den Zustand reflektieren. Mit ihrem Mann sucht sie Unterstützung – und findet einen „echten Schatz“.

Ein Streit war der Auslöser, sich Hilfe zu suchen: Voller Wut und ohne nachvollziehbaren Grund hatte sich Monika Lebek-Fichtner im Badezimmer eingeschlossen. Ihr Mann stand hilflos vor der Tür. „An diesem Punkt musste ich mir eingestehen, dass wir das nicht mehr alleine hinkriegen“, sagt der 80-Jährige, der seine demenzkranke Ehefrau seit mehreren Jahren begleitet.

Das Paar wendet sich an die Diakonie Haltestelle Neukölln Süd und findet eine besondere Unterstützung: Ellen Saftig-Perder.

Engagiert seit über 12 Jahren

Seit über zwölf Jahren schenkt sie als freiwillig Engagierte Menschen mit einem Pflegegrad verlässlich Zeit. Dafür wurde sie speziell geschult und fortlaufend durch eine Fachkraft begleitet. Ihre Besuche zu Hause richten sich nach den Menschen: „Wenn sie spielen, spazieren oder einfach dösen wollen, machen wir das. Es geht darum, Freude und eine gute Zeit zu schenken und darum, die Angehörigen zu entlasten.“ Dass ihr Gegenüber sie beim nächsten Mal nicht wieder erkennt, spielt für sie keine Rolle: „Lebendigkeit und Dankbarkeit zeigen sich im Moment des Beisammenseins.“

Noch erinnert sich Monika Lebek-Fichtner. Noch kann die ehemalige Psychotherapeutin ihren Zustand erfassen, auch beschreiben. Ein großes Glück, wie sie in langsamen Worten erklärt:

Das Ziel: Krankheitsverlauf so lange wie möglich hinauszögern

„Als Therapeutin weiß ich ja, dass wir unsere schmerzlichen Erfahrungen gerne verdrängen möchten, um zu überleben. Aber letzten Endes wissen wir auch, dass das auf Dauer nicht gelingt. Sich das klarzumachen kostet Zeit und Arbeit. Die Angst vor dem, was kommt, tickert mich total an. Doch mein Anteil besteht darin, mich zu trauen, meine Angst und Scham zu überwinden. Ich bin wirklich überzeugt, dass man damit die besten Chancen hat, den Verlauf der Krankheit so weit wie möglich hinauszuzögern.“

Nach dem Streit mit ihrem Mann drängt seine Frau auf Beratung. Mit allen Kräften will sie aktiv bleiben und möglichst selbstständig – „so lange es eben geht“ – auch durch die Treffen mit Ellen Saftig-Perder. Für sie ist die Freiwillige „ein echter Schatz“.

„Ohne sie wäre es traurig, wäre es dunkel“

„Wir spielen, essen gerne Kuchen und sprechen vor allem sehr viel. Dabei kommen meine Synapsen richtig ins Springen. Mir fallen Dinge wieder ein – auch von früher, von meinem Beruf. In allem, was nicht so schön ist, kann ich diese Zeit richtig genießen. Ohne sie wäre es traurig, wäre es dunkel“, sagt die 70-Jährige.

Für Angehörige sind die Besuche entlastende Zeit: Hobbys nachgehen, in Ruhe Erledigungen machen, ein paar Stunden für sich haben. Pause vom Pflegealltag. Dieter Fichtner schätzt vor allem, dass er seine Frau gut aufgehoben weiß: „Es ist eine Ablenkung von der Krankheit. Wenn Ellen da ist, kann meine Frau runterfahren und entspannen.“

15 Jahre Diakonie Haltestellen

Dieses Jahr feierten die Diakonie Haltestellen im Diakoniewerk Simeon ihr 15-jähriges Jubiläum für die Standorte Tempelhof-Schöneberg, Neukölln und Treptow. Seit der Eröffnung 2006 haben 256 freiwillig Engagierte 553 Menschen mit einem Pflegegrad, insbesondere mit einer Demenz, begleitet.

Weitere Informationen zu den Haltestellen gibt es hier.