Mit Trillerpfeifen, Bannern, Plakaten und Sprechchören demonstrierten über 100 Pflegefach- und Pflegekräfte des Diakoniewerks Simeon heute Mittag, zum Tag der Pflegenden, auf dem Washingtonplatz vor dem Berliner Hauptbahnhof. Gemeinsam mit insgesamt rund 500 Kolleg*innen weiterer diakonischer Pflege-Anbieter forderten sie lautstark einen Richtungswechsel in der Pflegepolitik und prangerten die dramatische Situation in der Pflege und die überfällige Stärkung der pflegerischen Berufe an.
Es ist #5nach12
Zu der Kundgebung um 12:05 Uhr mitten im politischen Berlin hatten die Diakonie Deutschland und der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) aufgerufen.
„Wer heute Mittag am Berliner Hauptbahnhof ankommt oder einsteigt, kommt an der Pflege nicht vorbei", sagte Maria Loheide, Sozialpolitische Vorständin der Diakonie Deutschland bei der Kundgebung. „Die Pflege selbst ist schon längst ein Pflegefall. Leider nehmen viele Menschen in unserer Gesellschaft die Pflege erst wahr, wenn sie selbst oder Angehörige pflegebedürftig werden. Das wollen wir ändern. Wir brauchen dringend eine grundlegende Pflegereform, um in den nächsten Jahren eine würdevolle Pflege für alle Menschen zu sichern.“
Protest stellvertretend für 1,3 Millionen Pflegekräfte deutschlandweit
Wilfried Wesemann, Vorstandsvorsitzender des DEVAP, sagte zudem: „Heute sind wir laut und setzen uns gemeinsam mit vielen engagierten Pflegekräften in ganz Deutschland für eine bessere Pflege und gegen die aktuellen Vorschläge von Bundesgesundheitsminister Lauterbach zur geplanten Pflegereform ein. Knapp 1,3 Millionen Pflegekräfte waren in den herausfordernden Jahren der Corona-Pandemie in der Langzeitpflege beschäftigt und haben unter hohem persönlichem Einsatz die Pflegebedürftigen weiter versorgt und geschützt. Dafür sind wir dankbar. Doch es ist längt 5 nach 12: Wir brauchen dringend eine grundlegenden Struktur- und Finanzreform der Pflege, damit wir endlich vor die Krise kommen. Die aktuelle DEVAP-Umfrage hat die dramatische Situation bestätigt. Wir brauchen Mut auf allen Ebenen und müssen die Pflege gesamtgesellschaftlich in den Blick nehmen, damit dieser großartige Beruf weiterhin attraktiv bleibt.“
Andrea U. Asch, Vorständin der Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, mahnte an: „Pflegekräfte und pflegende Angehörige fühlen sich von der Politik nicht gesehen. Sie leiden unter Belastungen, die sich seit Jahren angestaut haben. Ein gravierender Personalmangel in den Pflegeeinrichtungen, Tausende Pflegebedürftige, die auf Sozialhilfe angewiesen sind: Symptome für das Versagen der Politik, während die Pflegekassen in Berlin und Brandenburg die Krise aktiv verstärken. In den laufenden Verhandlungen über bessere finanzielle Bedingungen für die Pflegeeinrichtungen glänzen sie mit Untätigkeit und schieben Personalnot vor. Alle müssen jetzt verstehen: Wer die schwarze Null will, bekommt im Alter null Pflege.“