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Tag der Pflegenden: Es ist fünf nach zwölf – Zeit zu handeln!

Diakoniewerk Simeon beteiligt sich an Protestaktion am Washingtonplatz am 12. Mai

Mitarbeitende vor einem Kleintransporter. Sie halten ein großes Banner und viele kleine Schilder für eine Demo.

Mitarbeitende des Diakoniewerks Simeon sind bereit für die Protestaktion zum Tag der Pflege. Bild: H. J. Müller.

Mitarbeitende der Pflege im Diakoniewerk Simeon sind bereit – sie schließen sich am Freitag, den 12. Mai, um 12:05 Uhr der gemeinsamen Protestaktion der Diakonie Deutschland und des Deutschen Evangelischen Verbandes für Altenarbeit und Pflege e.V. (DEVAP) an.

Anlässlich des Tags der Pflegenden machen sie auf dem Washingtonplatz vor dem Berliner Hauptbahnhof mit weiteren diakonischen Pflege-Anbietern auf die Bedarfe und die dringende Stärkung der pflegerischen Berufe aufmerksam.
Knapp 150 der insgesamt rund 600 Pflegefach- und Pflegekräfte im Diakoniewerk Simeon werden sich an der Protestaktion beteiligen. Einen Punkt prangern sie besonders an: „Leasing macht uns kaputt!“

„Leasing macht uns kaputt!“

Beate Wolff, Fachbereichsleiterin Pflege und Betreuung im Diakoniewerk Simeon, fordert von der Politik eine gesetzliche Regulierung des Leasing-Marktes, beispielsweise zur Vergütung von Zeitarbeitspersonal und zur Beteiligung am Versorgungsauftrag:

„Leasing-Unternehmen beteiligen sich derzeit beispielsweise nicht an der Ausbildung neuer Pflegefachkräfte, werben aber für Stellen für ausgebildete Pflegefachkräfte mit absurd hohen Entgelten. Das ist wirtschaftlich und vor allem menschlich nicht zu tragen. Die oft häufig wechselnden Zeitarbeitskräfte können nicht intensiv eingearbeitet werden, übernehmen kaum qualitätssichernde Aufgaben und können weniger Kontakt zu den betreuten Menschen und Angehörigen aufbauen. Dieser ist jedoch die Grundlage für eine gute Arbeit in der Altenpflege. Diese Aufgaben lasten umso stärker auf den Schultern der festangestellten Mitarbeitenden – das geht so nicht weiter. Leasingfirmen werben dringend benötigtes Personal ab, da dort mit weniger Verantwortung mehr Geld verdient werden kann!“

„Pflege muss bezahlbar bleiben“

Weiter sagt Beate Wolff: „Wir brauchen mehr Menschen in diesen Berufen und eine von der Politik unterstützte Verbesserung der Rahmenbedingungen der Pflege – auch, damit Pflege bezahlbar bleibt. Durch den Einsatz von Leasingkräften steigen die Gesamtkosten, doch der Beitrag der Pflegeversicherung bleibt gleich, weshalb pflegebedürftige Kund*innen immer mehr selbst zahlen müssen. Wenn dieser Eigenanteil immer weiter ansteigt, wird Pflege in Zukunft ein Luxusgut sein. Das führt heute bereits dazu, dass Pflegebedürftige und Angehörige notwendige Leistungen auf ein Minimum reduzieren, weil sie nicht von der Pflegeversicherung abgedeckt werden. Wir Einrichtungen müssen in ambulanten Diensten Neukund*innen ablehnen oder können Betten in unseren Pflegeheimen mitunter nicht neu belegen – weil das Personal fehlt.“

Fachkräftemangel in einer alternden Gesellschaft

Das demographische Pulverfass, das Maria Loheide, Vorständin für Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, bereits im vergangenen Jahr angemahnt hatte, paart sich mit knapp 500.000 Pflegekräften, die in den kommenden zehn Jahren in ihren Ruhestand gehen.

Konkrete Maßnahmen zur Sicherung der Zukunft der Pflege hat der DEVAP in seinem „Strategiepapier Altenarbeit und Pflege 2021 bis 2025“ vorgelegt.

„Wir fordern gemeinsam mit vielen anderen Akteuren einen Pflegegipfel und auch eine Enquete-Kommission für die Pflege, damit wir diese gemeinsam grundlegend reformieren und einen Masterplan entwickeln können. Die klugen Ideen sind da, um die Katastrophe abzuwenden und endlich gesamtgesellschaftlich die Langzeitpflege zu entlasten“, sagt Wilfried Wesemann, Vorsitzender des DEVAP.

Bild © Hermann Josef Müller